20.09.2023
Das Caritas-Krankenhaus und das Krankenhaus Tauberbischofsheim beteiligen sich heute am bundesweiten Aktionstag gegen das Kliniksterben. Bei der Demonstration in Stuttgart und mit einer Aktion vor Ort fordern wir einen Inflationsausgleich für die erheblich gestiegenen Personal- und Sachkosten, um die Versorgung unserer Patienten auch in Zukunft sicherstellen zu können.
Die
Krankenhäuser in Deutschland sind so gefährdet wie nie zuvor. Kaum noch ein
Krankenhaus kann seine Ausgaben aus den laufenden Einnahmen begleichen. Die
extrem gestiegenen Preise zwingen viele Kliniken in die Knie, einen
Inflationsausgleich lehnt die Bundesregierung weiterhin ab. Die Krankenhäuser
in Deutschland werden daher am 20. September mit einem erneuten Protesttag auf
ihre äußerst prekäre wirtschaftliche Situation aufmerksam machen. Sowohl in
Berlin als auch in mehreren Landeshauptstädten sind Protestaktionen geplant.
Auch die drei Krankenhäuser der BBT-Gruppe in der Region – das Caritas-Krankenhaus
Bad Mergentheim, das Krankenhaus Tauberbischofsheim und das Hohenloher
Krankenhaus Öhringen – beteiligen sich an der Demonstration in Stuttgart und planen
Aktionen vor Ort.
„Viele
Krankenhäuser sind in einer prekären Lage: Allein in Baden-Württemberg erwarten
nach jüngsten Umfragen drei von vier Kliniken für 2023 rote Zahlen mit
Millionen-Defiziten und ebenso viele gehen von einer weiteren Verschlechterung
der finanziellen Lage in den nächsten 12 Monaten aus“, erläutert Matthias
Kaufmann, Kaufmännischer Direktor von Caritas-Krankenhaus und Krankenhaus
Tauberbischofsheim. „Der Bund muss dringend handeln, um die Kosten für die
Inflation und die gestiegenen Personalkosten in den Krankenhäusern
auszugleichen. Und zwar noch vor der geplanten Krankenhausreform. Sonst werden
viele Krankenhäuser diese Reform gar nicht mehr erleben und vorher schließen
müssen.“
Hauptursachen
für die schwierige finanzielle Situation der Krankenhäuser sind die enormen
Preissteigerungen bei den Sachkosten wie Energie, Lebensmitteln, medizinische
Materialien etc. in Folge der Corona-Pandemie und des Ukraine Krieges. „Dazu
kommen die – durchaus berechtigten – Tarifsteigerungen für unsere
Mitarbeitenden, die schon in 2023 Sonderzahlungen erhalten haben und ab März
2024 weitere deutliche Tarifsteigerungen bekommen“, so Kaufmann weiter. Unternehmen
aus anderen Branchen reagieren auf die Inflation, indem sie die Preise erhöhen
und die Kosten an die Kunden bzw. Verbraucher weitergeben. „Krankenhäuser
können das nicht, weil die Preise durch die Fallpauschalen im Voraus für das
ganze Jahr festgelegt und gedeckelt sind. Für das Jahr 2023 beträgt in
Baden-Württemberg diese Steigerung auf der Einnahmenseite gerade mal 4,3 %. Die
Ausgaben der Krankenhäuser steigen dagegen im zweistelligen Prozentbereich.“ Das
heißt, Kliniken haben deutlich höhere Kosten, können jedoch ihre Erlöse nicht
steigern. Die drohenden Folgen: Krankenhäuser müssen mehr Kredite aufnehmen,
überschulden sich, gehen insolvent und müssen schließen. Das gefährdet
zunehmend die Versorgung. Wege in die nächste Notaufnahme werden länger und die
stationären medizinischen Versorgungskapazitäten nehmen ungesteuert und
unkontrollierbar ab.
„In dieser prekären
Situation werden wir von der Bundespolitik komplett alleingelassen. In Bayern,
NRW, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland haben bereits mehrere
Kliniken Insolvenz angemeldet. In unserer Region hat vor wenigen Tagen die
Rotkreuzklinik in Wertheim ein Schutzschirmverfahren eingeleitet. Wenn die
Bundespolitik jetzt nicht handelt, stehen bald weitere Krankenhäuser vor dem
finanziellen Aus. Die medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten
gerade in ländlichen Regionen ist in akuter Gefahr.“
„Wir wollen
und werden diesem kalten Strukturwandel nicht länger zusehen – ganz im Sinne
unserer Patientinnen und Patienten, unserer Mitarbeitenden und den Menschen in
den Regionen, in denen wir als Gesundheitsanbieter tätig sind“, unterstreicht
auch der Sprecher der Geschäftsführung der BBT-Gruppe Dr. Frank Zils. „Der Bund muss dringend handeln, damit
die erhofften Entlastungen durch die geplante Krankenhausreform, die, wenn
überhaupt, erst in einigen Jahren spürbar werden, für viele nicht zu spät kommt.“
Auch Thomas
Wigant, Regionalleiter der BBT-Gruppe unterstreicht: „Die Politik muss für
einen vollständigen Inflationsausgleich sorgen, so dass die Kliniken wieder
planen und verlässlich ihren Versorgungsauftrag erfüllen können. Denn unsere Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter in den Krankenhäusern wollen weiterhin alle Patientinnen und Patienten
gut versorgen.“
Um dieser
Forderung Nachdruck zu verleihen, beteiligen sich alle drei Krankenhäuser der
BBT-Gruppe in der Region am kommenden Dienstag mit einschneidenden Maßnahmen an
der bundesweiten Aktion. Eine Delegation fährt nach Stuttgart und beteiligt
sich dort an der Demonstration. In der Notaufnahme werden alle Patientinnen,
die keine „echten“ Notfälle sind und keiner dringenden Krankenhausbehandlung
bedürfen, an die niedergelassenen Haus- und Fachärzte und den KV-Notfalldienst
verwiesen. „Wir führen an diesem Tag außerdem keine planbaren, elektiven
Eingriffe und ambulante Operationen durch“, so Wigant. „Medizinische Notfälle
sind davon selbstverständlich ausgenommen und werden behandelt.“. Damit wolle
man auch die Menschen in der Region wachrütteln. „Wir bitten um Verständnis für
die Aktion und appellieren an die Solidarität: Bitte unterstützen Sie mit Ihrer
Stimme unsere Forderung für eine nachhaltige Krankenhausfinanzierung, damit wir
weiterhin rund um die Uhr für Sie da sein können.“
Link zur
Stimmabgabe: https://www.dkgev.de/fair/ihre-stimme-fuer-die-krankenhaeuser/
Mehr Infos
unter www.dkgev.de