Seit Anfang Juli versorgt die Apotheke im Theresienkrankenhaus auch das Diakonissenkrankenhaus in Mannheim mit Arzneimitteln, die beiden Häuser wachsen damit enger zusammen. Gemeinsam wollen sie die Behandlungen mit Medikamenten noch sicherer machen. Das Team um Chefapotheker Dr. Werner Menz arbeitet auf vielfältige Weise an diesem Ziel.
In Reihen stehen silberfarbene Metallkisten nebeneinander. In einem langgestreckten L-förmigen Flur befüllen die Pharmazeutisch-technischen und die Pharmazeutisch-kaufmännischen Assistentinnen (PTAs und PKAs) sie mit Tablettenpackungen, Salben und Infusionsflaschen. Nur ein Detail verrät, dass etwas seit ein paar Monaten anders ist: „Diako“ steht in schwarzen Buchstaben auf einigen Metallkisten. Später wird ein Fahrer sie abholen und in das rund fünf Kilometer entfernte Diakonissenkrankenhaus bringen.
Seit Anfang Juli versorgt die Apotheke im Theresienkrankenhaus auch das Diakonissenkrankenhaus mit allen benötigten Arzneimitteln und apothekenpflichtigen Medizinprodukten. Es ist das erste umgesetzte Projekt in einem Prozess, in dem die von der BBT-Gruppe betriebenen Mannheimer Krankenhäuser stärker zusammenwachsen werden. Theresienkrankenhaus, St. Hedwig-Klinik und Diakonissenkrankenhaus haben begonnen, die medizinische Versorgung der Menschen in Mannheim und Umgebung in enger Absprache zu organisieren, um sie stetig zu verbessern.
Der Aufbau einer gemeinsamen Krankenhausapotheke ist dafür ein gutes Beispiel. Das Team um Chefapotheker Dr. Werner Menz kümmert sich nämlich nicht nur darum, dass die Krankenhäuser die notwendigen Medikamente und Medizinprodukte bekommen. „Was viele Menschen nicht wissen: Wir machen noch viel mehr“, sagt der erfahrene Apotheker, der seit knapp 25 Jahren im Theresienkrankenhaus arbeitet.
Seine Mitarbeitenden stellen selbst Rezepturen individuell für Patienten her, kontrollieren die Medikation vor Operationen oder beraten Ärzte bei der Arzneimitteltherapie. Zudem arbeiten die Apotheker wissenschaftlich. „Das machen wir alles, damit wir die Arzneimitteltherapie sicherer und besser machen“, sagt Dr. Menz leidenschaftlich.
Das gilt für alle Patienten, ist aber besonders wichtig bei Menschen, die durch mehrere Erkrankungen eine Vielzahl von Medikamenten einnehmen. Sind Arzneimittel nicht aufeinander abgestimmt, kommt ein neues Präparat dazu oder ist die Dosis falsch, können unerwünschte Arzneimittelwirkungen auftreten – mit ernsten Folgen. Durch die älter werdende Gesellschaft und eine steigende Zahl von Präparaten gewinnt das Thema weiter an Bedeutung, die Expertise der Krankenhausapotheker ist also dringend gefragt.
Das 23-köpfige Team der Apotheke versorgt vier Krankenhäuser mit Medikamenten: das Theresienkrankenhaus, die St. Hedwig-Klinik, das St. Josefskrankenhaus in Heidelberg sowie – neu dazugekommen – das Diakonissenkrankenhaus. „In unserem Sortiment haben wir ungefähr 1.400 Präparate und bestellen im Jahr rund 230.000 Packungen, mit dem Diako werden es wohl 350.000“, sagt der Chefapotheker.
„Mit den großen Mengen können wir deutlich günstigere Preise aushandeln“, erklärt Dr. Menz. Ein weiterer Vorteil ist der enge Kontakt zwischen Ärzten und den Apothekern. „Bei Bestellungen können wir Rücksprache halten, ob es eine bessere Alternative gibt. Und wir beraten Ärzte rund um die medikamentöse Therapie“, erklärt er. Außerdem nehmen Apotheker zusammen mit den Chefärzten an der sogenannten Arzneimittelkommission teil, in der beschlossen wird, welche Medikamente im Krankenhaus vorrätig sein müssen.
Auch die Herstellung von Medikamenten gehört zu ihren Aufgaben. „Wir produzieren jährlich etwa 11.000 patientenindividuelle Rezepturen. Der größte Teil davon sind Zytostatika für die Tumorbehandlung“, erklärt der Chefapotheker. In einem Labor, das die höchste Reinraumklasse hat – also steril ist –, stellen PTAs Infusionen für die Chemotherapie für jeden Patienten individuell zusammen. Denn jede Tumorerkrankung ist anders, und die Patienten brauchen eine genau auf sie abgestimmte Therapie. Eine Apothekerin kontrolliert penibel die Herstellung. „Es ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Wir arbeiten
mit toxischen Substanzen, und das fertige Produkt muss steril und exakt so wie vorgeschrieben produziert sein“, so Dr. Menz.
Im Theresienkrankenhaus übernimmt das Team weitere Aufgaben zur Verbesserung der Patientensicherheit. So arbeitet eine Apothekerin jeden Vormittag in der zentralen Arzneimittelaufnahme.
Bei einem Vorgespräch, circa eine Woche vor dem geplanten Eingriff, fragt die Apothekerin die Patienten,
welche Medikamente sie zu Hause einnehmen und ob sie an Allergien oder Unverträglichkeiten leiden. So kann sie einen aktuellen Medikationsplan erstellen.
„Da wir nicht alle Präparate vorrätig halten können, stellen wir die Medikation des Patienten auf die klinikeigene Medikation um“, erklärt Apothekerin Miriam Lips, die in der Arzneimittelaufnahme und auf den Stationen arbeitet. „Dabei stellen wir immer wieder Überdosierungen fest, wenn zum Beispiel einem Patienten ein Wirkstoff doppelt verschrieben wurde“, sagt Lips.
Doch viele Patienten sind wegen eines Notfalls oder akuter Beschwerden im Krankenhaus. Die Apotheker gehen daher auch auf alle operativen Stationen, überprüfen die Medikation und geben Empfehlungen für eine Anpassung. Auf ausgewählten Stationen unterstützen die Apotheker die Ärzte darin, wie eine Dosisreduktion von Medikamenten bei Patienten mit einer eingeschränkten Nierenfunktion vorzunehmen ist. Ansonsten kann es zu einer Überdosierung und unerwünschten Nebenwirkungen kommen.
Patientensicherheit ist für das Team um Dr. Menz sehr wichtig, deswegen arbeiten die Apotheker gemeinsam mit den Ärzten an hauseigenen Leitlinien, beispielweise zur Verwendung von Antibiotika oder zur Krebsbehandlung.
Die Metallkisten, die vom Theresienkrankenhaus ins Diakonissenkrankenhaus gehen, werden nicht nur mit Arzneimitteln gefüllt, sondern auch mit ganz viel Wissen, Erfahrung und Leidenschaft.
Text: Joris Hielscher | Fotos: André Loessel